Interview mit János Kóbor (25.07.2007)                                                                                                                                                           Steffen Bandt
Omegafreunde.de 2019
„Wir probieren immer etwas Neues“ Hallo, Herr Kóbor, wie geht es Ihnen kurz vor dem Start der neuen Tour? Danke, sehr gut. Im Sommer bin ich immer voller Kraft. Es ist sehr warm zur Zeit, aber am vergangenen Freitag waren die Rolling Stones in Budapest, da waren auch fast 40 Grad, und wenn die da spielen können, dann können wir das auch. Ihre deutschen Fans freuen sich auf den 11.August, wenn Sie in Dresden beim Open Air Ihre Tournee eröffnen. Was dürfen die Besucher erwarten? Wir haben in diesem Jahr unser Jubiläum „45 Jahre Omega“ und natürlich ist jedes große Konzert ein Teil dieses Jubiläums. Wir sind in den letzten Jahren so unterwegs gewesen wie früher auch, und ich kann sagen, dass es keine negativen Überraschungen geben wird. Wir hoffen, es wird ein sehr gutes Konzert. Was bei uns oft problematisch ist, ist das Wetter – nicht nur in Deutschland. Bei unserem ersten Stadionkonzert in Budapest hat es schon sehr stark geregnet und später hat sich das dann oft wiederholt. Also, das Einzige, was wir nicht hundertprozentig garantieren können, ist schönes Wetter. 45 Jahre Omega – das ist ein ganz starkes Jubiläum. Und seit 1971 spielen Sie in der selben Besetzung. Läuft das immer gut, oder gibt es da auch mal eine Krise wie in einer Ehe? Auf der Bühne haben wir keine Probleme, aber im Privatleben ist das manchmal schon nicht so einfach. Ich glaube, da muss man untereinander auch viel Toleranz haben. Würden Sie sagen, die Mitglieder der Band sind Freunde? Ja, natürlich. Wir können alles besprechen. Die Mentalitäten sind natürlich verschieden, zum Beispiel mit dem Problem, langsam alt zu werden . . . Sie haben ja ziemlich lange, fast zwei Jahrzehnte, nicht im Ausland gespielt. 2005 kam das internationale Comeback. Wie kam es zu dieser langen Pause? 1987 hatten wir unser Jubiläum „25 Jahre Omega“. Bis dahin haben wir praktisch jeden Tag Konzerte gegeben. Das konnten wir nicht jedes Jahr so weitermachen. Dann haben wir nur noch große Stadionkonzerte in Ungarn gespielt. 2005 wollten wir dann aber wissen, ob wir noch Konzerte im Ausland geben können. Der erste Schritt war damals Landsberg bei Halle, dann folgten zum Beispiel Tschechien, Rumänien, die Slowakei und Serbien – und alle Konzerte liefen sehr, sehr gut. Im letzten Jahr haben wir dann noch einen „Haupttest“ in Deutschland gemacht, im Tempodrom in Berlin. Danach waren wir uns dann sicher, dass wir auch noch Chancen zum Beispiel in Deutschland haben. In Ungarn sind Sie Helden, die jeder kennt. Aber auch weltweit haben Sie viele Fans. Wie würden Sie Ihre Beziehung zu Deutschland beschreiben? Zu Deutschland hatten wir früher einen „Doppelkontakt“, weil DDR und Bundesrepublik, das waren zwei verschiedene Sachen. Die Konzerte waren natürlich hier wie dort fast die selben, aber in der DDR mussten wir immer damit rechnen, dass wir nur das machen können, was erlaubt ist. In der Bundesrepublik hatten wir solche Probleme nicht. Aber beim Publikum gab es nicht viele Unterschiede. 2005 und 2006 war es dann sehr schön, dass zu den Konzerten in Landsberg und Berlin die Leute aus dem Ruhrgebiet, Sachsen, von der Ostsee gekommen sind. Und es war sehr gut zu sehen, das sind nicht mehr zwei Deutschland, das ist eins. Das haben wir ja Ungarn mit zu verdanken. Na ja, ein bisschen. Omega hat ein sehr breites musikalisches Spektrum, von Hard-Rock bis hin zu ruhigen Melodien, „Space“ wie auf „Gammapolis“. Was bevorzugen Sie persönlich? Oder ist Ihnen alles gleichlieb? Ich glaube, die Rolling Stones zum Beispiel haben einen richtigen Stil, die machen „Rhythm and Blues“. Wir probieren immer etwas Neues. Aber ich glaube, am besten hat zu uns der „Space“ gepasst. Ich denke, „Time Robber“, „Skyrover“ und „Gammapolis“ waren unsere erfolgreichsten Alben. Und wo ist das jüngste Album „Égi Jel“ anzusiedeln? Das ist auch ein bisschen in diesem Stil, aber es sind natürlich auch härtere Sachen drauf. Wir sind inzwischen sozusagen zwischen „Space-Rock“ und „Hard-Rock“. Sie haben in all den Jahren jede Menge Weltstars getroffen. Ich las, Eric Clapton und George Harrison zum Beispiel. Ja, das war ganz am Anfang. Wir haben im Ausland zuerst in England gespielt, im Marquee-Club in London, und die ganze Cream von damals war bei unserem Konzert: Eric Clapton, Ginger Baker . . ., später haben wir George Harrison getroffen. In den 70er Jahren war es dann ganz normal, dass wir bei Festivals und großen Konzerten fast alle großen englischen Gruppen getroffen haben. Mit welchen deutschen Musikern hatten Sie zu tun? Mit den Scorpions natürlich, mit Karat, den Puhdys und anderen DDR-Gruppen haben wir viel gemacht, aus Westdeutschland beispielsweise noch mit Kran, Birth Control und Tangerine Dream – wir waren oft zusammen auf Tour. Die Medien stecken Künstler ja gerne mal in Schubladen. Da hieß es, Omega seien die „Rolling Stones des Ostens“, andere nannten Sie „Pink Floyd des Ostens“. Welcher Vergleich ist Ihnen lieber? Ich glaube, wir können nur stolz sein, mit diesen beiden Gruppen in einem Atemzug genannt zu werden. Aber wir haben unseren eigenen Stil. Wir sind nicht die Rolling Stones, und nicht Pink Floyd. Wir sind mit unserem Stil zwischen beiden. Aber: – ich glaube, dass kann ich beruhigt für jedes Omega-Mitglied so sagen – diese beiden Gruppen sind die besten. 1998 hat jedes Omega-Mitglied den ungarischen Nationalpreis erhalten. Fühlen Sie sich im Ausland auch als „Botschafter“ Ihres Landes? Es ist natürlich sehr schön, eine solche Auszeichnung zu bekommen. Aber wir machen kaum politische Sachen, wir machen nur Musik. Wir sind stolz über diesen Preis, aber er war nicht unser Ziel. Gibt es schon Pläne für die Zeit nach der Tour, ein neues Album etwa? Für uns war es eine Überraschung, dass wir für „Égi Jel“ so schnell Platin bekommen haben. Das ist in finanzieller Hinsicht nicht mehr besonders wichtig, aber es zeigt, dass die Gruppe lebt, dass sie noch arbeiten und neue Musik machen kann. Darum ist das wichtig für uns. So ist es zu 90 Prozent sicher, dass wir nächstes Jahr eine neue Platte machen. Ich habe gelesen, Omega hat rund 100 Millionen Tonträger verkauft. Können Sie diese Zahl bestätigen? Nein, das ist zu viel. Ich weiß nicht, wo das herkommt. Ungefähr 50 Millionen ist die richtige Zahl. In Deutschland ist es ja leider nicht leicht, Omega-CDs oder-DVDs zu kaufen. Besteht Hoffnung, dass das noch einmal besser wird? Das wollen wir jetzt auch versuchen, eine gute Plattenfirma zu finden, weil die alte, „Bellaphone“, gibt es nicht mehr. Ich hoffe, das es bald eine gute Lösung geben wird. Es ist zwar nicht mehr so wichtig wie damals in den Siebzigern oder Achtzigern, aber es zeigt: Die Gruppe gibt es noch! Was macht János Kóbor, wenn er keine Musik macht? Er segelt auf dem Plattensee. Haben Sie außer Omega noch eine Lieblingsmusik, die Sie selbst gerne hören? Omega höre ich natürlich überhaupt nicht, weil ich nur hören würde, was besser zu machen wäre. Natürlich höre ich Musik, weil ich sehr interessiert bin, was heute läuft. Aber ich kann nicht sagen, dass es heute viele gute Gruppen gibt. Ein paar könnte ich nennen, die mir gefallen, wie zum Beispiel Coldplay oder Green Day. Die habe ich viel gehört, als wir unser letztes Album nachbearbeitet haben. Die letzte Gruppe, die ich noch beruhigt nennen könnte, ist U2. Das Konzert in Dresden am 11. August ist ja zumindest der einzige Open-Air-Auftritt in Deutschland in diesem Jahr. Werden wir Sie künftig wieder öfter hier sehen? Ich hoffe, dass wir nächstes Jahr viel mehr Konzerte in Deutschland machen. Wir planen bisher zehn bis zwölf Konzerte in ganz Deutschland und in der Schweiz. Ich hoffe, das wird klappen. Am 4. August werden wir sicher auch schon viele deutsche Fans treffen, wenn wir auf dem Hungaro-Ring zum Formel-Eins-Grand-Prix spielen. Herr Kóbor, vielen Dank für das nette Gespräch, viel Spaß und Erfolg auf der Tour!