János Kóbor im Gespräch / Budapest 27.12.2013                                               Interview  OF Peter / Fotos Karin R. / Clip OF Peter
Omegafreunde.de 2019
In einer lockeren Atmosphäre hatte ich das Glück mit Janos Kobor (Mecky), den Sänger der ungarischen Band "Omega", über die Band und sich zu sprechen. Persönliche und mir mitgeteilte Fragen von Besuchern der HP "Ostmusik.de" beantwortete er ausführlich und sehr aufschlussreich. Wie entstand der Name „Omega“?  Der Name stammt nicht von uns. Wir haben uns in der Schule zusammengefunden und hatten 1962 unseren ersten Auftritt in der Universität. Den Veranstalter fragte, wie ist eurer Name? Wir sagten, Namen haben wir keinen. Und am Auftrittstag stand dann einfach „Omega“ da. Es ist zwar ein schlechter Name, aber o.k. So hatten wir dann unseren Namen gefunden. Nächstes Jahr (2004) sind es 42 Jahre die ihr zusammenspielt. Eine sehr lange Zeit. Wo habt ihr in den vielen Jahren die Ideen und den Willen hergenommen, so lange zusammen zu bleiben? War das die Liebe zur Musik, der Wille nach Erfolg, der Euch immer wieder weiter getrieben und motiviert hat?  Erst mal, wir waren Schulfreunde, und die größten Freundschaften entstehen in der Schule. Wir waren in dieser Zeit immer sehr zusammen und wollten Musik machen. Später dann brauchten wir richtige Musiker, das waren Gabor Presser und Tomas Mihaly, aber sonst hatten wir am Anfang keine größeren Wechsel in der Gruppe. Seit 1971 dann hatten wir die Besetzung, die bis heute unverändert ist. Ein junger Mann mailte mir, das Omega in die „Rock `n“ Roll Hall of Fame“ gehört. Warum hat das noch keiner vorgeschlagen? Ausser den „The Rolling Stones“ gibt es auf der ganzen Erde keine Band, die es schon so lange gibt. 2001 sah ich eurer Konzert im Nepstadion inmitten von 70 000 Besuchern mit einem Sound, welcher der beste war den ich bisher gehört habe.  Das Nepstadion ist sehr, sehr groß. Es war zu Zeiten des Sozialismus gebaut und die Bauherren wollten damals das größte Stadion der Welt bauen. Leider war es nicht richtig gebaut, ein Teil ist ja bis heute nicht fertig gebaut und es ist an manchen Stellen da schon gefährlich irgendwo hinzugehen. Aber es ist größer als normale Stadions, und dann einen guten Sound zu machen ist schon sehr aufwendig. Ist die vierte LP, „Elö Omega“ von 1971 wirklich live? Ja, aber die Aufnahmen waren vom Mixer aufgenommen und das klingt nicht sehr gut. Die Atmosphäre kommt nicht durch, wir haben das dann zwar später etwas nachgebessert, aber es war nicht zufrieden stellend. Das musikalische Material ist gut, die Tonqualität nicht. Bei der viel später auf den Markt gebrachten Studioplatte ist es o.k. Diese Studioplatte wurde damals leider nicht zugelassen, so das als Veröffentlichung leider nur diese technisch nicht gute live Platte auf den Markt kam. Darauf gibt es ja auch einen erfolgreichen Song mit einem ganz tollen Text „Der magische weiße Stein“.  In Deutschland haben wir immer gesagt „Magisches weißes Schwein“. Ja, der Text von Peter Süyli war damals etwas ganz neues und umfasste poetisch die Frage nach dem Sinn des Lebens.  Bei den Auftritten in der damaligen DDR Mitte der 70èr Jahre nahm Omega eine Favoritenrolle ein. Auf Grund der engen Strukturen der Zensur für die heimischen ostdeutschen Bands hatte Omega und andere mehr Freiheiten und konnten im Vergleich mit grandiosen Konzerten bezüglich Outfit und allgemeinen Auftreten glänzen. Könnt ihr euch noch an Auftritte in der ehemaligen DDR erinnern, an Sachen die sich ewig im Kopf eingegraben haben?  Im Fernsehen waren wir nicht sehr oft in der DDR, glaube so dreimal. Bei den live Konzerten konnten wir auch nicht so machen wie gewohnt. Natürlich waren die ungarischen Konzerte immer größer und offener. In Magdeburg war es immer, als die Stimmung höher gekommen ist, die Lampen waren alle an und wir mussten stoppen. Das war immer in Magdeburg. In Berlin konnten wir immer spielen was und wie wir wollten, in Dresden auch, in Magdeburg hatte der Parteichef das wohl nicht so gern. Ich kann mich an zwei Konzerte erinnern im Berliner Plänterwald, als ihr im strömenden Regen vor 1000`senden Besuchern eurer Konzert trotz der widrigen Umstände ohne abzusetzen durchgezogen habt. Ohne Überdachung … Ja, ich weiß. Das waren damals die Songs der 10.Platte, die wir dort spielten, für uns eine Generalprobe für die Konzerte im Nepstadion. Für uns waren die beiden Konzerte in Berlin aber auch auf Grund der besonderen Umstände etwas besonderes und das DDR Publikum stand auch immer auf unserer Seite, so das wir es ihnen einfach schuldig waren trotz Regen und Donner zu spielen.  Welche Platte empfindest du als eure Beste?  Habe ich keine.  Gibt es eine Platte die du nicht mehr machen würdest?  Ja, die letzten zwei. Die vorletzte „Transanddance“ geht noch, aber die letzte, nein. Texte sind nicht gut, die Harmonie in den Titeln geht noch, aber die Melodien sind langweilig und …. Nein, das war nicht mehr so „Omega“ wie früher.  Nach 1989 war ja eine ganz informationsleere Zeit. In der EX DDR versanken die damals anerkannten Künstler erst mal in einem Loch, weil kein Bedarf mehr war. Die Veränderungen damals waren ja auch in ganz Europa, wie haben sie euch beeinflusst, was habt ihr vor dem großen Konzert 1994 im Nepstadion getan?  Ja, damals war die Situation sehr interessant. Niemand wusste, was passiert jetzt, was kommt, gehen die Russen aus den Ländern ganz sicher raus, niemand hat gewusst, ist das eine richtige Sache oder nur ein paar Wochen oder Monate und dann kommt alles zurück. Wir haben so ungefähr 1992 /1993 dann geglaubt, das sie nicht mehr zurück kommen werden.Wir haben dann 1993 das große Konzert für 1994 geplant und lange vorbereitet. Vorher waren sehr viele westliche Gruppen in Ungarn zu Konzerten und die waren da interessanter als die eigenen Bands. Auch die Plattengeschäfte waren fast nur auf den internationalen Markt eingestellt, so das wir von `89 - `93 keine große Rolle spielten.  Eine ganz andere Frage mal am Rande: Wenn man alle fünft Omega Musiker in ein Kaufhaus schicken würde, in welchen Abteilungen würde man sie dann finden?  (Mecky lacht …) … mich beim Kaffee …. Latzi überall …. Mishi in der Unterhaltungselektronik und Sportartikel …. Ziki bei Kleidung und Schuhe …. Elefant bei Zeitschriften. Omega findet sich zum Musizieren heute eigentlich langfristig / spontan zusammen. Wovon leben die Musiker in der Zeit, wenn sie nicht aktiv auf der Bühne zusammen spielen? Am einfachsten ist es bei Misi. Seine Frau ist Zahnärztin und er hat dadurch finanziell keine Probleme. Er selbst macht fast nichts. Vielleicht zu Hause etwas Musik. Latzi spielt in verscheiden Formationen, Ziki mit dem Gitarristen Tamas, Elefant ist im Familienbetrieb mit Tabak und Zeitschriftenhandel beschäftigt. Ich mache lieber nicht so viel. Im eigenen Studio bin ich nicht so oft. Meine Techniker machen aber viele Produktionen für andere Künstler. Eigene Produktionen werden unabhängig gestaltet, also einmal kommt Ziki und spielt seinen Part und irgendwann dann Latzi … Ich arbeitete alleine, versuche DVD`s zusammenzustellen aus den 70er Jahren, aber ich bin nicht immer so zufrieden mit dem Audio / Videomaterial und dem letztendlichen Ergebnis.  Gibt es ein unvergessenes Erlebnis in deiner langen Zeit als Musiker?  Sehr viele, vor allem in Deutschland. Z.B. eben diese beiden nassen Berlinkonzerte, aber auch die großen ungarischen Konzerte. Nicht zu vergessen die erste englische Tour. Es gab auf jeder Tour gutes und schlechtes, man muss das immer im gesamten sehen. Wann spielt Omega wieder live?  Es ist nicht ausgeschlossen 2004. Auch Auftritte zum Ende des Jahres 2004 in Deutschland sind in Planung, in Leipzig, Berlin, Hannover und Hamburg. Aber das alles ist wirklich noch in Planung. Im Frühjahr machen wir vielleicht eine ungarische Tour, wird Zeit, es ist schon lange her. Und als Abschluss dann vielleicht im Nepstadion ein großes Konzert. Allerdings alles noch Pläne. Ich hoffe aber das es irgendwie klappt, es ist leider nicht alles nur von uns abhängig. Vor zwei Jahren, als viel geplant war, hatten wir nur Pech. Latzi hatte eine kaputte Hand, Misi hatte seine Probleme. Wir hatten wirklich Pech. Früher hatten wir da nie Probleme und dann kam alles zusammen. Welche Musik hört Mecky?  Im Auto manchmal, auch klassische Musik. Im Radio ist viel Reklame und so kommerzielle Musik, die ich nicht so gerne höre. Welches Konzert hat dir als Zuschauer am besten gefallen?  Die „The Rolling Stones“ in Budapest. Es war mein letztes Konzert, und dort habe ich entschlossen mir keines mehr anzuschauen, da es unübertreffbar ist. Es war der Höhepunkt. Welche Technik nutzt Omega, ist sie Eigene oder gemietete? Sie ist gemietet. Wir haben in letzter Zeit nur in Stadien gespielt mit einem großen Aufwand an Material was man nicht selbst finanzieren kann. Die Techniker sind aus meiner Firma, gute Leute, die ihr Handwerk verstehen. Was ist Omega für Mecky? Ist es Rückhalt?  Nein, natürlich ist es fast ¾ meines Lebens, das ist eine lange Zeit. Da wird man ruhiger. Da kommt dann die Idee auch wieder mal zu spielen, aber für mich gibt es auch anderes. Z. B. mein Boot am Plattensee, auf dem Wasser schaukeln, das ist viel mehr. Aber wenn die Konzerte kommen, bin ich da voll da. Was mir im Gegensatz zu vielen anderen Bands auffällt ist die ungebrochene Spielfreude und Lust am Musizieren die von der Bühne ausgeht. Ich habe den Eindruck, das diese von Konzert zu Konzert größer wird.  Ja, das war früher jeden Tag. Jetzt ist alles aber noch intensiver, weil nicht mehr so oft. Aber, nach den letzten Auftritten in dem großen Nepstadion kann ich mir eben Auftritte in kleinerem Rahmen sehr schwer vorstellen. In Budapest wollten wir in der neuen Sporthalle auftreten, ich war da, und ich hatte dort dass Gefühl das ist nicht so unseres. Jetzt muss Nepstadion in Budapest sein. Gibt es eine Band oder Künstler, die für euch noch Konkurrenz ist oder war? Da gab es mehrere, aber in den letzten 15 Jahren nicht mehr. In den 70èr Jahren noch, aber dann fast nicht mehr. Habt ihr Kontakt zu anderen Band aus Ungarn, bzw. wer ist heute noch aktiv?  Ja, diese Kontakte gibt es selbstverständlich. Und jede Gruppe hat schon so eine Art Abschiedskonzert gemacht. Z. B. die Illes Gruppe“ hat mindestens schon 15 mal ein Abschiedskonzert gegeben, ja, und vielleicht darum machen wir nicht so eine Sache. Wird Omega noch mal eine neue platte mit neuen Songs machen?  Ich hoffe nicht, den diese letzte Platte war nach meinem Geschmack nicht mehr „Omega“ Musik. Misi hat ein paar Musiken geschrieben, Elefant und Latzi auch, aber sie waren nicht mehr „Omega“. Die letzte richtige Platte war „Babylon“ und die Hälfte vielleicht von „Transanddance“ .  Die beste Platte für mich war , darf ich das mal sagen (Mecky nickt) „Skyrover“.  Ja, das war die geschlossenste Platte. „Time Robber“ war der erste Schritt in diese Richtung, „Skyrover“ die Vollendung und „Gammapolis“ war schon ein bisschen zu populär. „Skyrover“ die meist verkaufte Platte von der Serie, alle drei aber vergoldet. Wie sieht die Vertriebschance von Platten in Deutschland aus? Die Nachfrage ist auf Grund von Recherchen unheimlich gross? Zwei Jahre war BMG Partner, der Vertrag ist ausgelaufen. Wir suchen daher momentan eine neue Platenfirma, da uns klar ist, wenn wir Konzerte in Deutschland machen, das da Platten nachkommen müssen. Die alten Kontakte haben wir leider nicht mehr, und daher ist es sehr schwer zuverlässige Partner zu finden. Aber wir sind da dran und haben großes Interesse.  Kannst du dich an die Tournee vor 20 Jahren durch Holland erinnern ? (Frage aus dem Internet) Das ganze Holland ist ein Märchenland. In Rotterdam haben wir ein sehr gutes Konzert gemacht. Wir waren leider nicht so oft in Holland, aber die Konzerte waren mit den Menschen mit die besten, neben Deutschland und Ungarn. Ich möchte noch folgendes erwähnen: Was in meinen Augen „Omega“ so heraushebt ist, das bis auf Gabor Presser in den 70èr Jahren alle anderen Musiker der Band keine gelernten Instrumentallisten und Sänger sind, und ohne das man gelernter Musiker ist – wer kann das besser als „Omega“. Viele fragen mich auch, warum ich z.B. keine Soloplatte mache. Mich interessiert die ganze eigene Musiksache nur mit „Omega“. Mich interessiert auch nicht wer spielt am besten Gitarre in Ungarn, oder wer ist bester Musiker, ich bin da anders. Was ich noch mal betonen muss, ist meine Dankbarkeit über die Art des hier stattfindenden Gespräches, denn es ist keine Selbstverständlichkeit gewesen. Die Offenheit, das nicht Abblocken, das Zeitnehmen. Man spürt ob man so ein Gespräch möchte, oder ob es eine Belastung ist. In Deutschland kenne ich persönlich keinen Künstler oder Band, die so offen und ohne Voreingenommenheit ein solches Gespräch wie eben führt.   Ich möchte mich daher im Namen der Fans von Omega in Deutschland für das Gespräch bedanken, vielleicht noch ein Gruss? Nein, ich möchte nicht an dieser Stelle grüßen, ich möchte noch einmal in Deutschland auf der Bühne stehen.
Video Clip - Cam. Sylvia G. / Bearb. OF Peter