Interview mit Laci, 1982      Übersetzung Gabor und Karin Rieck
Omegafreunde.de 2019
Was kann ein "alter" Musiker am 20.Bandgeburtstag tun ? Sich hinsetzen, sich erinnern und lehrreiche Geschichten erzählen. Im Armsessel sitzt László Benkô. Weiß du, was damals das beste Spiel war? Wie wir immer erraten haben, wie die Lieder enden, die wir von Radio-Luxemburg aufgenommen haben. Damals haben wir so die Lieder gelernt, unser Bassgitarist Varsányi hat sich noch vor Ende unserer Auftritte von der Bühne "gestürzt", nach hause, um den Anfang der Sendung von Radio-Luxemburg nicht zu verpassen. Mit seinem Riesentonband hat er die ganze Sendung aufgenommen mit den TOP 20, wo immer entweder ein bißchen vom Anfang oder vom Ende fehlte. Und wir haben ab dem nächsten Tag alle gelernt. Wo was gefehlt hat, haben wir einfach dazugedichtet, und dann nächste Woche mit der Aufnahme verglichen. Da gab es aber Überraschungen. Was ist passiert, wenn die Gruppe Metro die gleichen Lieder aufgenommen und gespielt hat, weil : Jede Gruppe hat doch so gelernt. Das ist selten vorgekommen, weil wir aufgepasst haben. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Metro donnerstags, und wir mittwochs gespielt. Wir waren auf jedem Metro-Konzert mit gespitzten Ohren. Zum Glück hat sich das auf ganz natürliche Weise erledigt, weil die haben andere Lieder ausgewählt, die zum Sänger Zorán gepasst haben - zu seiner Stimme. Was sie nicht gespielt haben, das haben wir gespielt. Habt ihr nur die Laute nachgesungen? Na klar. Nur Mecky konnte englisch, die anderen haben nur die Laute bestmöglich nachgesungen, später haben manche dadurch die Sprache erlernt. Wo habt Ihr gespielt ? Anfangs in der Burg, in Danúvia, später war unser Stammplatz die kleine Halle der Burg. Geld? Kein Geld. Später, als wir schon Erfolge hatten, haben wir für den Abend 40-50 Forint bekommen, aber das hat uns nicht interresiert. Woher habt ihr eure Ausrüstung gehabt? Aus dem Vorzimmer von Varsányi. Das haben wir als Werkstatt eingerichtet, zum Glück hat die ganze Familie mitgeholfen beim Bohren, Hämmern, Sägen usw. Dort haben wir aus alten Radioempfängern Verstärker und Lautsprecherboxen gebaut. So hat alles angefangen. 1962 haben wir im TV die Sendung "Ki mit tud" (ein Talentenwettbewerb) gesehen, und dort kam uns ein Mädchen mit dem Namen "Zsuzsa Koncz" in der Mädchengruppe "Gézengúz" bekannt vor. Damals haben wir schon in der Burg gespielt, vor großem Stammpublikum. Nächsten Samstag, als wir wieder gespielt haben, entdeckten wir sie vor der Bühne mit einem Jungen tanzend. Sie war uns bekannt, weil sie immer dort getanzt hat. Dann in der Pause hat unser Saxophonist (er war der Frechste) sie angesprochen, ob sie für uns einige Lieder einstudieren würde. Sie hat gesagt: "könnte sein". Dann kamen wir zusammen, und die ganze Woche haben wir Lieder wie "Locomotion" und sowas geübt. Dann am nächsten Samstag, als Showeffekt haben wir die mit dem Jungen tanzende Zsuzsa spontan auf die Bühne gerufen, wo sie dann drei Lieder gesungen hat. Das war ein großer Erfolg. Später ist sie trotzdem "untreu" geworden. Ja, aber noch 1963 sind wir zusammen aufgetreten in der Sportcsarnok, Illés, Metró, Omega, Scampolo, Benkó-Dixiland. Die Gruppe Illés war damals schon sehr populär, wir waren noch am Anfang. Illés saß da, als wir mit Zsuzsa Koncz auftraten, und hat gesagt: "die Zsuzsa könnten wir auch gebrauchen". Das ganze Konzert hat so angefangen: Die Zuschauer haben die Jury mit Tomaten, Eiern und Gemüse beworfen, weil die Verantwortlichen nicht erkannten, wie populär diese Art von Musik schon geworden war. Also Zsuzsa Koncz war weg. Wer hat diese Zeit bei Omega gespielt? András Kovacsics, Gergely Varsányi, Tamás Somló, Mari Wittek, Kóbor, Laux, Benkô. Das ist auch eine sehr interessante Geschichte wie es zu dieser Aufstellung kam. Bei den Konzerten hatte jedes Bandmitglied ein Lied, bei dem es nicht spielen brauchte, und nach unten gehen und tanzen konnte. Damals war das wichtig für uns. Auf einmal haben wir gemerkt, das der Saxophonist immer spielt, aber er mußte zur Armee. Dann kam ein netter lächelnder junger Mann und sagte bescheiden : "Ich kann das alles spielen, der Saxophonist kann ruhig zur Armee gehen, ich spiele weiter.". (Damals haben wir noch meist ausländische Lieder gespielt). Und er kam dann immer. Wir wußten nur soviel: er heißt Laci.   Irgendwann kam ein Telefonat von der OSZK (später ORI), ab sofort dürfen wir nur mit Erlaubnis spielen, und dazu wird ein Prüfungskomitee kommen und uns anhören, wir mögen uns bitte darauf vorbereiten. Wir haben uns bemüht, uns vorzubereiten. Damals haben wir in dem Kulturhaus "Danúvia" gespielt, und dort vor leerem Publikumsraum erschienen drei Typen. Eine war dick, der andere dünn, der dritte ein zittriger, nervöser Mensch. Na da haben wir schon gedacht ... "das war's dann" ... Also wir haben uns aufgestellt vor der großen Leere, und angefangen "Lärm zu machen", die Wirkung war grandios (ich brauche nicht ins Detail zu gehen). Alle drei sind aufgestanden, man konnte von ihren Gesichtern ablesen: " ... ja, das war's dann, alles aus ... ". Wir dachen: "Wir haben ausgespielt !" Auf einmal erhob unser neuer Saxophonist sehr leise und bescheiden seine Stimme: "Bitte sagen Sie, warum machen Sie das? Ich könnte das meinem Vati erzählen, was Sie hier machen." "Warum? Wer ist dein Vater ?" "Nun ... der Harmath der Direktor von der OSZK." So hatten wir also durch den Saxophonisten unsere Erlaubnis.   Als dann Laci Harmath weggegangen ist, haben wir einen neuen Saxophonist und eine Sängerin ausgeschrieben. Daraufhin kam diese Mari Wittek, die fantastisch singen konnte, also alles nachsingen. Es hat gereicht, nur einmal von Tonband vorzuspielen, dann konnte sie sofort ohne Fehler nachsingen.   Am nächsten Tag kam ein Junge mit großem Adamsapfel, und mit großem Saxophon, das bis zu den Hacken reichte, und hat alles gespielt. Sein Saxophon klang wie ein Horn, aber der Junge war voller Musik. Er hat das Artistengymnasium besucht und von seinem Lehrer das einzige Saxophon ausgeliehen (und bis heute noch nicht zurückgegeben). Innerhalb von 4 Tagen hat er Saxophonspielen gelernt. Hätten wie einen Geiger oder etwas anderes ausgeschrieben, hätte er auch das innerhalb von ein paar Tagen gelernt. Wir haben ihn genommen. Er war Tamás Somló.   1964 konnten wir erreichen, daß wir im Club Eötvös spielten, und das war unser "Heimatklub", wo wir ständig spielten und auch übten und alle Einrichtungen benutzen konnten. Ab dann haben wir eine erfolgsreiche Epoche gehabt. Wir sind bei allen großen Ereignissen aufgetreten. Aber das ist schon eine andere Geschichte.